Attraktionen
kein ThemaDie Hundekothaufenaufsaugmaschine
In einer etwas verschnarchten Stadt wie Quedlinburg, deren neu errichtete Bauten vom kruden baukünstlerischen Geschmack einzelner Bürokraten geprägt werden, sind Schildbürgereien aller Art nichts Ungewöhnliches. Das putzige Mobil zum Beispiel, abgelichtet vor dem historischen Fachwerkareal am Klopstockhaus, gilt bei den Touristen aus aller Welt inzwischen als besondere Lachnummer und wird häufiger fotografiert, als die romanische Stiftskirche.
Aber welchem nützlichen Zweck dient diese rollende Litfasssäule eigentlich? Ist es eine AOK-Geh-Hilfe für Oma und Opa? Oder ist es der spritsparende Öko-Dienstwagen des Quedlinburger Bürgermeisters? Sie werden es niemals erraten! Das seltsame Vehikel ist von Amts wegen für gewisse Hinterlassenschaften in Dienst gestellt worden.
Dr. Eberhard Brecht (SPD), unser forscher Bürgermeister, bekannt für seine flotten Sprüche hatte bei seinem Amtsantritt versprochen, nicht nur Arbeitsplätze zu schaffen, sondern gleichzeitig auch das Problem der stadtbildprägenden Hundekacke in den Griff bzw. auf die Schaufel zu bekommen. Klar ist, dass in einer „Weltkulturerbestadt“ Hundekacke nicht wie anderswo einfach vom diensthabenden Straßenfeger mit Schaufel, Besen und Eimer vereinnahmt werden darf. Weltkulturerbe verpflichtet zu tolleren Innovationen! Unser innovatives Stadtoberhaupt hatte folgerichtig die Idee, eine Hundekothaufenaufsaugmaschine anzuschaffen.
Doch ein solches Wunderwerk der deutschen Reinigungstechnik kostet viel Geld und viel Geld hat die Stadtverwaltung zur Zeit nicht. Die Stadtverwaltung hat nicht einmal wenig Geld. Quedlinburgs Stadtverwaltung ist pleite.
Also wurden unter Quedlinburgs Schildbürgern Sponsoren gesucht. Jeder Sponsor durfte für seine Spende an der Hundekothaufenaufsaugmaschine ein buntes Werbetäfelchen anbringen. Da freuten sich alle Zahlenden, denn Werbetäfelchen an einer Hundekothaufenaufsaugmaschine sind eine vom Genossen Bürgermeister patentierte Weltneuheit, wie die Pressestelle des Rathauses stolz mitteilte.
Leider funktionierte die Saugvorrichtung der Hundekothaufenaufsaugmaschine von Anfang an nicht richtig. Deshalb musste als Technikersatz ein zweiter Maschinisten- Arbeitsplatz auf der Hundekothaufenaufsaugmaschine geschaffen werden. Neben dem Chauffeur der Hundekothaufenaufsaugmaschine wird jetzt ein Spezialist positioniert, der immer dann aus dem Wägelchen springt, wenn das Experten-Duo gemeinsam einen Hundekothaufen geortet und für beseitigenswert befunden hat. Der Facharbeiter greift in diesem Fall gemächlich zu Besen, Schaufel und Eimerchen, beseitigt die Hunde-Hinterlassenschaft fachgerecht, deponiert alles auf der hinteren Plattform der Hundekothaufenaufsaugmaschine und nimmt neben dem Lenkerkollegen wieder bequem Platz.
Zwei Japaner machen noch schnell ein Erinnerungsfoto von der Hundekothaufenaufsaugmaschine, vier US-amerikanische Passanten applaudieren am Rand der Gasse und rufen „WOW!“. Die beiden Experten winken huldvoll zurück. Und die Kameras der Touristen machen Klick! Klick! Klick!